Pädagogischer Schwerpunkt
Die gesetzlichen Grundlagen in der Kindertagespflege sind das SGB VIII und das Kinderbildungsgesetz kurz KiBiz.
Laut § 2 des KiBiz hat jedes Kind einen Anspruch auf Bildung und Förderung seiner Persönlichkeit.
Wie wir diesem Anspruch gerecht werden, machen wir in den nächsten Schritten deutlich.
Unser inklusives Bild vom Kind und unser pädagogischer Ansatz:
In unserer Großtagespflege ist grundsätzlich jedes Kind, egal welcher Nationalität und welchem Entwicklungsstand, willkommen. Mit Eltern und Fachberatung überlegen wir gemeinsam, ob wir den Betreuungswünschen und Erfordernissen gerecht werden können.
Jedes Kind ist für uns einzigartig und individuell.
Um die Gesetzlichen Grundlagen ( §22 SGB VII ) gewährleisten zu können, werden wir erst einmal jedes Kind aufmerksam beobachten und ihm die Möglichkeit geben, seine Fähigkeiten und seine Persönlichkeit zu zeigen. Erst wenn wir wissen, wer uns da gegenüber steht, in welchem Entwicklungsschritt sich das Kind befindet, ob es eher ein temperamentvolles oder eher ein schüchternes Kind ist, ob es feinmotorisch schon sehr fit ist oder lieber seinem Bewegungsdrang folgt, erst dann können wir sehen, wie wir das Kind besonders fördern können. Wir bieten ihm Gegenstände an, die seinen Entwicklungsstand unterstützen, oder die benötigt werden um eventuelle Defizite auszugleichen. Allein dadurch, dass sich die Kinder bei uns frei entfalten können, geben wir ihnen die Möglichkeit, sich über den ganzen Tag nach ihrem eigenen Rhythmus zu bilden und zu fördern, denn jede Art des Spielens bedeutet Förderung und Bildung. Durch unsere Aufmerksamkeit, unsere Zuwendung und ausreichend Lob fördern wir die kindliche Motivation. Wir arbeiten familienergänzend und eng mit den Eltern zusammen.
Partizipation
Partizipation wird übersetzt mit Beteiligung. In der Soziologie bedeutet Partizipation die Einbeziehung von Individuen in Entscheidungs- und Willenbildungsprozessen.
Wie eingangs schon erwähnt, begegnen wir den Kindern respektvoll. Sie werden bei uns ernst genommen und bestimmen in einem erheblichen Maße den Alltag mit.
Im Freispiel entscheiden sie sich täglich aufs Neue mit wem oder was sie spielen möchten und wie lange sie sich mit den einzelnen Sachen beschäftigen wollen. Danach fragen wir die Kinder, ob wir raus gehen sollen und wir überlegen gemeinsam, ob wir in den Garten, auf den Spielplatz, in den Park oder in den Wald gehen. Diese Entscheidung wird durch Fotokarten unterstützt.
Beim Essen hat das Kind selbstverständlich die freie Entscheidung, was und wie viel es zu sich nehmen möchte. Es wird immer unterschiedliche Gemüsesorten, Obst, Wurst und Käse oder Konfitüre zum Frühstück angeboten. Mag ein Kind etwas nicht, kann es sich für etwas anderes entscheiden.
Sprache und Kommunikation
Da unsere Großtagespflege multikulturell ist, wir also Kinder jeder Herkunft aufnehmen, wachsen die Kinder oft zweisprachig auf. Zu Hause erlernen sie die Muttersprache und bei uns in der Tageseinrichtung lernen sie Deutsch. Die meisten Kinder kennen neben der Muttersprache auch schon deutsch, falls dies aber nicht der Fall sein sollte, erlernt das Kind in den ersten Wochen schnell die neue Sprache. Wir sprechen langsam und deutlich und vereinfachen mit Hilfe von Wortkarten die anfängliche Kommunikation.
Ansonsten sprechen wir viel mit den Kindern. Wir erklären die Tagesabläufe und erklären alles, was wir sehen und erleben. Indem wir Fingerspiele, Singkreise, Gesprächsrunden, Gesellschaftsspiele und Bilderbuchbetrachtungen anbieten, entwickeln die Kinder Freude an der Sprache. Wir sehen uns als Sprachvorbild.
Bewegung
Wir gehen fast jeden Tag in die Natur. Das Kind lernt so sich auf den unterschiedlichsten Bodenstrukturen fortzubewegen.
Der Wald ersetzt uns die Turnhalle. Indem wir kleine Hügel hinauf und herunter laufen, über Wurzeln klettern oder durch matschigen Boden stampfen, müssen die Kinder immer wieder ihr Gleichgewicht ausbalancieren. Es macht viel Spaß und trainiert vielfältige Bewegungsabläufe.
Aber auch im Garten, auf dem Spielplatz oder im Innenbereich finden wir immer wieder neue Bewegungsanlässe. So wird die Hängematte zu einer großen Schaukel oder schnell aus dem Tisch, fünf Stühlchen und einem Trampolin ein Parkour aufgebaut.
Körper, Gesundheit und Ernährung
Grundlage für die Entwicklung und Bildung von Kindern ist ein körperliches und seelisches Wohlbefinden. Deshalb kümmern wir uns um eine gemütliche und freundliche Atmosphäre, denn nur wenn sich das Kind wohl fühlt, ist es auch bereit, sich zu öffnen und weiter zu entwickeln.
Wir ermöglichen dem Kind durch unterschiedliche Spiele seine Sinne wie hören, tasten, fühlen, schmecken und riechen zu erfahren. Das Matschen mit Seifenschaum, Sand und Kleister ist dabei genauso wichtig wie das Ausprobieren von Musikinstrumenten oder das Riechen von Lavendel, Minze und Zitronenmelisse. Diese Sinneserfahrungen unterstützen das Selbstbewusstsein und ermöglichen Kleinkindern die Welt zu begreifen.
Kinder sind von Natur aus kreativ. Wir geben ihnen die Materialien und den Raum ihre Kreativität zu zeigen und zu entwickeln. Wichtig ist dabei, dass auch wir kreativ sind und uns immer wieder neue Sachen einfallen, die wir ihrem Kind anbieten können. So entwerfen wir gerne mal ein bewegliches Bilderbuch oder entwerfen selbst eine kleine Geschichte über eine Gegebenheit, die die Kinder gerade beschäftigt.
Ansonsten gibt es immer genügend Bastelmaterial womit auch schon die Kleinsten ihre Fähigkeiten ausprobieren können. Wir malen mit Ölkreide - auch schon mal auf der Fensterscheibe – bemalen ein Papphaus, welches wir selbst aus Karton gebastelt haben, wir bemalen eine Leinwand mit Fingerfarbe, gestalten mit Federn, Papptellern und vielem mehr.
Eine Kisten mit Sachen zum Verkleiden und eine mit Musikinstrumenten geben die Möglichkeit sich immer wieder zu erproben und Neues zu erforschen.
Mathematik, naturwissenschaftliche Bildung
Kinder sind täglich von Phänomenen der Mathematik, Naturwissenschaft und Technik umgeben. Ob es die Tasse mit heißem Tee oder der Lichtschalter oder die schäumende Zahnpasta ist, diese Dinge haben alle einen naturwissenschaftlichen Hintergrund. Während die Erwachsenen diese Alltagssituationen als selbstverständlich erleben, hinterfragen Kinder sie und wollen wissen, wie die Dinge funktionieren. Die Kinder haben bei uns die Zeit um Gegenstände und Situationen zu beobachten und auszuprobieren. Auf Fragen der Kinder gehen wir immer ein und suchen gemeinsam mit ihnen nach Antworten. Wir beobachten einen Regenwurm oder einen Schmetterling. Wir untersuchen den abgebrochenen Ast oder den umgestürzten Baum und bewundern die neuen Zweige, die aus dem Baumstumpf sprießen. Im Wald finden wir unterschiedliche Äste und erfahren so, die unterschiedlichen Längen und Gewichte und dass manche alleine und andere wiederum nur mit Hilfe mindestens eines anderen zu transportieren sind. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der Phänomene die wir jeden Tag erleben und bestaunen.
Soziale, kulturelle und interkulturelle Bildung
Von Beginn an fördert das intensive Zusammenleben in unserer Großtagespflege die soziale Kompetenz der Kinder. Wir lernen alle voneinander und miteinander. Um die eigenen Interessen wahrnehmen zu können, bedarf es eines ausgeprägten Selbstbewusstseins und zum anderen bedarf es auch einer Auseinandersetzung und Abstimmung mit den Interessen der Anderen. Jeden Tag muss das Kind den schwierigen Grat zwischen dem Durchsetzen der eigenen Interessen und dem rücksichtsvollen Umgang mit den anderen Kindern bewältigen. Dieses verantwortliche und rücksichtsvolle Handeln lernt das Kind jeden Tag aufs Neue. Wir unterstützen die Kinder dabei und motivieren sie zu diesem Handeln.
Wir selbst begegnen den Kindern mit großem Respekt und Empathie. Indem wir sie in ihrem Handeln unterstützen und ihre Bedürfnisse erkennen, lernen sie, dass ihre eigene Herkunft und Kultur respektiert wird und respektieren auch so ihren Gegenüber. Aus diesem respektvollen Miteinander entwickeln sich Regeln für das gemeinsame Zusammenleben.
Kinder, die möglichst früh demokratische Lebensformen kennenlernen, haben die Chance, zu verantwortungsbewussten Menschen mit einem demokratischen Verständnis heranzuwachsen.
Religion und Ethik
Die Kinder in unserer Großtageseinrichtung kommen aus verschiedenen Kulturen. So bringen sie die unterschiedlichsten Religionen und kulturellen Einstellungen mit. Wir respektieren jede Weltanschauung und überlassen den Eltern die Glaubenserziehung.
Wir werden jedoch auf die christlichen Feiertage wie Ostern, St. Martin, Nikolaus und Weihnachten eingehen und entsprechende Lieder singen, Geschichten vorlesen oder basteln. Möchten die Eltern uns ihre Feiertage und Feste nahe bringen, so sind wir gerne bereit zu lernen und auch diese Feste in unseren Alltag der Tagespflege zu integrieren.
Eingewöhnungsphase
Auf das Kind strömen viele neue Eindrücke ein und es benötigt sehr viel Zeit, um sich von seiner Mutter oder seinem Vater zu lösen und eine neue Bindung einzugehen.
Wir gewöhnen die Kinder nach dem Berliner Modell ein, dass heißt, wir praktizieren nur eine elternbegleitende Eingewöhnung.
Die Eltern sollten sich ungefähr drei Wochen Zeit nehmen, um das Kind einzugewöhnen, bis es dann nach und nach die vorgesehene Zeit ganz bei uns bleibt.
Die Eingewöhnungsphase ist ein schrittweises loslösen zwischen Eltern und Kind.
Bei uns sieht die Eingewöhnung so aus, dass die Mutter bzw. der Vater mit dem Kind zunächst für ein bis zwei Stunden kommt, um uns, die Räumlichkeiten und die anderen Kinder kennenzulernen. Am nächsten Tag wird dies wiederholt und durch das Interesse des Kindes nimmt es selbst Kontakt zu den anderen Kindern auf. Nach und nach löst es sich von der Mutter bzw. dem Vater und erkundet selbst die Räumlichkeiten. Dieser Prozess findet im Tempo des Kindes statt. Erst wenn ihr Kind die Sicherheit hat sich von den Eltern emotional zu lösen, ist es für andere Interaktionen bereit. Mit Feingefühl und Geduld bauen wir eine Beziehung zu dem Kind auf. Nach und nach übernehmen wir die Versorgung wie füttern und wickeln. Erst danach ziehen sich die Eltern ganz allmählich zurück. Zunächst verlassen sie nur für wenige Minuten das Zimmer. Erst wenn das Kind dies akzeptiert hat, verlässt die Mutter bzw. der Vater für kurze Zeit das Haus. Später wird der Zeitraum der Wiederkehr immer etwas hinausgezögert bis das Kind eine längere Zeit ohne sich zu beklagen bei uns bleibt.
Wie gut dieser Ablösungsprozess gelingt, ist entscheidend für die gesamte Zeit, die das Kind zu uns kommt.
Bei weiteren Fragen zu unserem Konzept können sie sich gerne bei uns melden!